Wolfgang Hütt

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Wolfgang Hütt (* 18. August 1925 in Barmen; † 14. Januar 2019 in Halle (Saale)) war ein deutscher Kunsthistoriker und Autor.

Grabstätte auf dem Friedhof Kröllwitz

Wolfgang Hütt wuchs in einem Barmer Arbeiterviertel auf. Er absolvierte eine Lehre als Maurer, dann wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte er seine Eltern bei der Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Leipzig, wohin die Familie nach einem schweren Luftangriff auf Wuppertal evakuiert worden war. 1948 kehrten die Eltern in ihre Heimatstadt zurück.

Zur gleichen Zeit nahm Hütt eine Tätigkeit als Journalist in Halle (Saale) auf. Er studierte ab 1946 Kunstgeschichte, Germanistik und Architektur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Von 1953 bis 1957 folgte eine Aspirantur mit Lehrauftrag am dortigen Institut für Kunstgeschichte und die Promotion. 1957 bis 1959 übernahm Hütt einen Lehrauftrag. In diesen Jahren arbeitete er an seinem Erstlingswerk Wir und die Kunst, einer 1959 erschienenen, populär geschriebenen Einführung in Kunstbetrachtung und Kunstgeschichte, von der bis 1988 mehrere jeweils stark überarbeitete und erweiterte Auflagen erschienen sind.

Gegen die Veröffentlichung richteten sich zahlreiche dogmatische Einwände linientreuer Kritiker. Bereits 1956 eröffnete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Bezirksverwaltung Halle, einen „Operativen Vorgang“ wegen „Aufweichungs- und Zersetzungstätigkeit innerhalb der Universität Halle“. Deshalb folgte Hütt dem Ruf des Rektors Johannes Jahn an das Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig und setzte dort seine wissenschaftliche Arbeit von 1959 bis 1961 als Oberassistent fort. Aber auch in Leipzig ging die Observation durch das MfS, Bezirksverwaltung Leipzig, weiter und gipfelte im Verdacht der Organisation einer „staatsfeindlichen Gruppenbildung“.

Wegen seiner kunsttheoretischen Ansichten – sie galten der Führung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) als „revisionistisch“ – wurde er von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zunehmend diffamiert. Nach seiner öffentlichen Kritik am Bau der Berliner Mauer und seinem Widerstand gegen erste Pläne im Rahmen des Stadtumbaus, die Paulinerkirche zu opfern, wurde er 1961 aus der SED ausgeschlossen und von der Universität Leipzig gekündigt.

Dennoch verließ Hütt die DDR nicht, sondern arbeitete als freiberuflicher Publizist in Halle weiter. Ein Versuch, als Direktor der „Staatlichen Galerie Moritzburg Halle“ (1969–1971) Fuß zu fassen, schlug fehl. Nach seinem Einsatz für den als „Formalisten“ verschrienen Otto Möhwald und seinem Widerstand gegen den devisenbringenden Verkauf von Kunstwerken aus dem Depot der Galerie, musste Hütt 1971 auch diese Stelle aufgeben. In der Folge entstand ein umfangreiches publizistisches Werk. Hütt trug gerade auch wegen seiner Konflikte mit den Dogmatikern in der DDR zu einer objektiven Betrachtung der Kunstgeschichte der DDR bei.

Als Mitglied im Beirat der Kunstverlage der DDR, als Beiratsmitglied der Zeitschrift „Bildende Kunst“ und den Künstlerverbänden war Hütt als streitbarer Diskussionspartner geschätzt. Die verordnete Trennung von seiner Familie und seiner Heimatstadt Wuppertal hat Wolfgang Hütt nie akzeptiert und trotz aller Sanktionen den Kontakt nie abreißen lassen. Mit diesem Lebenskonflikt beschäftigte er sich in dem 1982 veröffentlichten Bericht Heimfahrt in die Gegenwart (1925 bis 1949) und der 1999 erschienenen Autobiografie Schattenlicht – ein Leben im geteilten Deutschland.

Nach der Wende betrieb Hütt jahrelang umfangreiche Recherchen in den nachgelassenen Archiven der SED, des Ministeriums für Staatssicherheit und im Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Auf dieser Grundlage schuf er das umfangreiche Buch Gefördert. Überwacht. Reformdruck bildender Künstler der DDR – Das Beispiel Halle.

Bis ins hohe Alter setzte sich Wolfgang Hütt für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein. Nach einer schweren Erkrankung musste er 2015 seine publizistische Arbeit beenden und übergab der Akademie der Künste umfangreiches Material als Vorlass. Er starb in einem Pflegeheim in Halle-Kröllwitz.[1]

1986: Händelpreis des Bezirkes Halle

Veröffentlichungen als Autor (Auswahl)

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  • Wir und die Kunst. Henschelverlag Berlin, 1959 (grundlegend überarbeitete Neuauflagen 1973 und 1988)
  • Adolph Menzel. E. A. Seemann, Leipzig, 1964 (3. Auflage), 2008 (Lizenz in München und Wien)
  • Deutsche Malerei und Graphik im 20. Jahrhundert. Henschelverlag Berlin, 1968
  • Mathis Gothard Neithardt, genannt Grünewald. Leben und Werk im Spiegel der Forschung, E. A. Seemann, Leipzig, 1968
  • Was Bilder erzählen. Kinderbuchverlag Berlin, 1969
  • Deutsche Malerei und Graphik der frühbürgerlichen Revolution. Leipzig, 1973
  • Kleine bunte Welt. Kinderbuchverlag Berlin, 1973 (auch engl., span., ungar. Ausgaben)
  • Wir – Unsere Zeit – Künstler der DDR in ihren Selbstbildnissen. Henschelverlag Berlin, 1974
  • Arbeit in der Kunst. E. A. Seemann Leipzig, 1974
  • Plastik, Grafik, Malerei. (= Mein kleines Lexikon) Kinderbuchverlag Berlin, 1974
  • Wolfgang Mattheuer. Reihe Maler und Werk. Verlag der Kunst, Dresden, 1975
  • Willi Sitte. (Reihe Maler und Werk) Verlag der Kunst, Dresden, 1976
  • Was Städte und Häuser erzählen. Kinderbuchverlag Berlin, 1977
  • Künstler in Halle. Henschelverlag, Berlin, 1977
  • Carl Marx. (Reihe Maler und Werk) Verlag der Kunst, Dresden, 1978
  • Grafik in der DDR. Verlag der Kunst, Dresden, 1979.
  • Holbein d.J., Maler und Werk. Verlag der Kunst, 1980
  • Carl Crodel. (Reihe Maler und Werk) Verlag der Kunst, Dresden, 1981
  • Heimfahrt in die Gegenwart – Ein Bericht. Henschelverlag, Berlin, 1982
  • Adolph Menzel – Ausgewählte Holzschnitte. E. A. Seemann, Leipzig, 1983
  • Die Düsseldorfer Malerschule. E. A. Seemann Leipzig, 1984
  • Der Drachentöter im Paradiesgärtlein – Ikonografie für Kinder. Kinderbuchverlag, Berlin, 1988
  • Deutsche Malerei und Grafik 1750–1945. Henschelverlag Berlin, 1986
  • Defregger 1835–1921. Leipzig und München, 1986
  • Hintergrund – Mit den Unzüchtigkeits- und Gotteslästerungsparagraphen gegen Kunst und Künstler, 1900–1933., Henschelverlag, 1990
  • Schattenlicht. Fliegenkopf-Verlag, Halle, 1999.
  • Gefördert. Überwacht. Reformdruck bildender Künstler der DDR. Das Beispiel Halle. Stekovics, 2004, ISBN 3-89923-073-6.
  • Zinnoberrot und Schweinfurter Grün. Roman, Halle (Saale), 2009
  • Wo ist Arkadien? Roman, Halle (Saale), 2011

Veröffentlichungen als Co-Autor (Auswahl)

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  • Der Naumburger Dom. Sachsenverlag Dresden, 1956
  • Otto Nagel, Berliner Bilder. 1970
  • Albrecht Dürer, Das Gesamte graphische Werk. Henschelverlag, Berlin 1971 (Lizenzausgabe Verlag Rogner & Bernhard, München)
  • Das Albrecht Dürer Hausbuch. Rogner & Bernhard, München, 1975
  • Ludwig Knaus. Wiesbaden, 1979
  • Figurative Malerei aus dem letzten Jahrzehnt der DDR. 1999
  • Enge und Vielfalt – Auftragskunst und Kunstförderung in der DDR. 1999
  • Ergötzliche Briefe des Dessauer Malers Carl Marx an Wolfgang Hütt. 2002
  • Johann Peter Hasenclever – Ein Malerleben zwischen Biedermeier und Revolution. Solingen, 2003
  • Weitere mehr als 400 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Publikationen, Aufsätze und Beiträge.
  • Ulrike Krenzlin: Wolfgang Hütt zum 60. Geburtstag. In: Bildende Kunst, Berlin, 8/1985, S. 380/381

Einzelnachweise

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  1. Er erklärte Kunst für jedermann Der hallesche Autor Wolfgang Hütt ist tot, mz-web.de, 14. Januar 2019, abgerufen am 15. Januar 2019.